Besser geht's nicht!
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Mercedes-Benz W123 300TDT in US-Ausführung

Ein schöner Wagen - so wie ein Mercedes der mittlerweile legendären 123er Baureihe - macht immer Spaß. Als Alltagsauto genauso wie als Liebhaberstück. Ein Genuß ohne Reue, nicht nur wegen seiner unbestrittenen Qualitäten, sondern auch dank der Tatsache, daß man diesen Autos (noch!) an jeder dritten Straßenecke begegnet. Doch selbst bei einem so verbreiteten Fahrzeug wie dem W123 tauchen manchmal absolute Seltenheiten auf, richtige Raritäten, deren besonderen Wert sich jedoch keinem Außenstehenden wirklich erschließen würde.

So ein Auto seht Ihr auf diesen Seiten - auf den ersten Blick ein gut erhaltener, aber nicht übermäßig gepflegter, ganz normaler alter Mercedes Kombi, im Werksjargon seit jeher als T-Modell bezeichnet. Mit dem 300er 5-Zylinder Turbodiesel und automatischem Getriebe zwar das damalige Diesel-Topmodell im Mercedes-Programm, aber dennoch macht auch der Motor ihn strenggenommen zu nichts Besonderem - denn dieses 125 PS starke Kraftwerk konnte man im T-Modell damals auch in Deutschland ordern.

Dieser Mercedes wurde im Jahre 1982 an seinen Erstbesitzer in Kalifornien, USA, geliefert. Der Besitzer war Angehöriger der amerikanischen Streitkräfte und nahm seinen Wagen, als er 14 Jahre später, nämlich 1996, nach Deutschland versetzt wurde, sogar mit. Auf diese Weise gelangte das in den USA nicht wirklich außergewöhnliche Auto nach Deutschland, wo es eben eine echte Rarität darstellt!

 

 

Mercedes und Vollausstattung? Aber natürlich!

Andere Länder, andere Sitten, könnte man denken, wenn man hinter dem Volant dieses Mercedes Diesel Platz nimmt. Oder aber man fühlt sich wie in einer Zeitreise: denn dieser Wagen bietet wirklich alle goodies, die auch heute noch einen Kombi zum Luxuslaster machen! Vom 125 PS starken Turbodiesel und der 4-Gang Automatic war schon die Rede. Hinzu kommen eine Klimaautomatic, elektrische Fensterheber an allen Türen, wärmedämmendes Glas, MB-Tex Kunstlederausstattung, Zentralverriegelung, die Ausführung des Armaturenbretts und der Mittelkonsole in Holz, und sogar ein Tempomat. Alles das befindet sich serienmäßig an Bord! Selbst einen Drehzahlmesser bekamen die Amerikaner in ihren Diesel eingebaut. Auch die Servolenkung war damals in Deutschland durchaus noch einer Erwähnung wert, in den USA natürlich seit Jahren Standard.

Aber natürlich ist das Wort "Vollausstattung" doch gelogen - denn es könnte ja noch viel mehr an Bord sein! Dieser Wagen hat ein einziges Extra, nämlich das Schiebedach; keine Spur von ABS, einem Airbag für den Fahrer, oder Kopfstützen für die Rückbank. Alles das war natürlich bei Mercedes-Benz schon 1982 zu bekommen, wenn denn die Kunden nur zahlungskräftig genug waren!

Dazu kommen weitere besondere Merkmale der US-Modelle: Die kräftigen Stoßstangen, die an hydraulischen Trägern montiert sind, überstehen einen Aufprall mit bis zu 5mph (8 km/h) ohne Beschädigungen. Außerdem hat der Wagen 7,5 Zoll sealed-beam Scheinwerfer und (vorne und hinten) in die Blinker integriertes Standlicht. Die Fuchs-Leichtmetallfelgen gehörten in den USA zum Serienstandard.


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[unten]
T-Modell im US-outfit mit amerikanischer Beleuchtung (Standlicht im Blinklicht integriert!) und den kräftigen Stoßstangen.

[oben]
Innenraum des 300TDT in blauem MB-Tex. Automatic, Tempomat, Klimaautomatic (mit Sensor auf dem Armaturenbrett über den mittleren Luftdüsen) waren Serie, vier Kopfstützen und die Mittelarmlehne hingegen offensichtlich nicht. Tacho nur bis 140 km/h ist eine Kalifornien-Spezialität!

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[links]
Motorraum des 300TDT mit Abgasrückführung (die Leitung verläuft direkt vor dem Zylinderkopfdeckel)

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Ausgefallener als ausgefallen: Kaliforniens Extrawünsche.

Mercedes in US-Version sind in Deutschland immer etwas besonderes. Noch verrückter wird es, wenn man ein Fahrzeug aus Kalifornien vor sich hat. Denn dort galten schon immer andere Regeln; kein Staat der USA stellt strengere Forderungen an die Sicherheit, den Verbrauch und das Abgasverhalten. So kommt es, daß der Kalifornien-300TDT "aus der Box" nicht schneller läuft als hierzulande ein kleiner 200D: Denn bei etwa 140 km/h (85mph) wird der Diesel abgeregelt; schließlich waren damals auf keiner Straße mehr als 55mph (88 km/h) erlaubt! Dementsprechend ist auch der Tachometer nur bis 140 km/h kalibriert. Übrigens ist der Motor mit einer speziellen Abgasrückführung ausgestattet, die ebenfalls eine kalifornische Besonderheit darstellt.

Der Preis ist heiß.....

A pro pos Zahlungskraft: Auch hier galten (und gelten) in den USA andere Sitten. Einen Mercedes zu fahren, galt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten schon immer als etwas Besonderes, und das spiegelt sich auch im Preis wider. 1982 konnte man in Deutschland einen nackten 200D mit 60 PS für etwa 26.000 DM ordern, aber so ein gut ausgestatteter Luxuskombi für die amerikanischen Highways mit doppelt so vielen Pferdestärken unter der Haube kostete eben mal 30.000 Dollar. Beim damaligen Kurs von gut 1:3 entspricht das dem dreifachen Gegenwert! Das erklärt nicht nur, warum die Mercedes in den USA immer relativ selten blieben, sondern auch die Ausstattung: Denn für so viel Geld erwarteten natürlich gerade die Amerikaner schon ein bißchen mehr Luxus.

Aber auch nach 18 Jahren und über 211.000 Meilen auf dem Kilometerzähler (das entspricht 340.000 Kilometern) hat so ein Mercedes in den USA noch seinen Gegenwert: Mit diesem T-Modell vergleichbare Exemplare werden dort für 3.000 bis 7.000 US Dollar gehandelt. Der W123 gilt dort nach wie vor als ein Alltagsauto mit Nehmerqualitäten, und das in vielen amerikanischen Staaten sehr trockene Klima erhöht natürlich seine Dauerhaftigkeit nochmals.

Wenn Ihr auch so einen US-Kombi Euer Eigen nennen wollt, dann hilft nur eins: Geduld. Man kann sich seinen Traumwagen natürlich auch selbst importieren, aber Dollarkurs, Transportkosten, Zoll und die für den deutschen TÜV notwendige Umrüstung der Beleuchtung machen dies zu einem sehr kostspieligen Unterfangen. Aber alle Liebhaber des T-Modells können sich ja trösten: Denn den Turbodiesel im T-Modell gibt's auch in deutscher Version - da schauen die Limousinen- und Coupé-Fans, die von den 125 Diesel-Pferden träumen, in die Röhre!

 

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